Wie entstand die Teilzeitfrau?
Vor einigen Jahren erfuhr ich von meinem Mann, dass er sich gerne schminkt, Frauenkleider trägt und sich Gina nennt. So hat er sich bei mir geoutet.
Er ist Transvestit – lieber jedoch Crossdresser genannt. Jahrelang war er der Meinung, er ist abnormal. Immer wieder fragte er sich „Was mache ich hier eigentlich?“ wenn er heimlich Frauenkleider trug und sich stylte.
In diversen Internetforen fand er Bestätigung, dass es viele gleich gesinnte Männer gibt, die weder pervers noch abartig sind.
Langsam reifte in ihm die Vorstellung sich mir anzuvertrauen. Denn er wusste von Paaren, die es durchaus hinbekommen hatten, gemeinsam mit dieser Besonderheit umzugehen. Und er wollte sich nicht länger als Betrüger mir gegenüber fühlen. So fasste er sich ein Herz und erzählte mir, was so lange schon in ihm schlummerte.
Wir beide hatten in der folgenden Zeit viel Arbeit vor uns. Ich wusste oft mit meinen Gefühlen nicht, wohin. Panische Ängste davor, dass mein Mann nicht mehr Mann sein wollte waren fast an der Tagesordnung. Wieder und wieder wollte ich von ihm hören, dass es keine über das „Verkleiden“ und schminken hinaus gehenden Bedürfnisse gibt.
Es gab sehr viel zu reden, aufzuklären und über uns beide zu erfahren; wir lernten uns quasi neu kennen.
Die Ereignisse rund um das Outing meines Mannes und unsere Erlebnisse in der Zeit danach haben mich derart beeindruckt und waren so vielfältig, dass ich sie zu Papier bringen musste. Zunächst, um diese als zukünftige Erinnerungen für uns beide festzuhalten.
Aber irgendwann, während ich schrieb kam der Wunsch auf, diese Geschichten – zum Teil traurige wie auch sehr komische Episoden aus meinem ersten Jahr mit Gina - unter das Volk zu bringen, denn es gibt kaum Literatur zu diesem Thema aus Sicht einer Partnerin. Immer wieder konnte ich hören und lesen:
„Es gibt da nur ein, zwei Bücher.“
Auch ich hatte mir in der ersten Phase nach dem Outing eines davon bestellt und mich Seite für Seite darin wiedergefunden. Es war eine enorme Hilfe im Umgang mit einer Sache, die für mich an meinem Partner zunächst so unbegreiflich schien.